"Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.

Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich"

1. Korinther 6,12

 

Der Monatsspruch für den Mai hat es in sich. Die Worte passen gut in unsere aktuelle gesellschaftliche Situation und sie regen zum Nachdenken über das eigene Verhalten und die eigenen Einstellungen an:

„Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.“, schreibt Paulus an die Gemeinde in Korinth.

 

Freiheit gehört zum Kern unseres christlichen Glaubens und diese Sätze machen es deutlich: Wir Christenmenschen sind freie Menschen. Es geht hier nicht um Verbote. Aber es wird eben auch deutlich, dass unsere Freiheit nicht absolut ist.

Wenn ich so Aussagen höre wie: „Man darf ja nicht mehr sagen, was man denkt!“ werde ich richtig sauer. Denn solche Aussagen suggerieren, dass es ein Verbot von freien Meinungsäußerungen geben würde. Wir leben aber gottseidank in einem Land, in dem wir offen unsere Meinung äußern dürfen, ohne um unsere Gesundheit oder gar unser Leben fürchten zu müssen.

 

Aber wir müssen eben damit rechnen, dass unserer Meinung auch widersprochen wird. Auch das gehört zu unserer Freiheit dazu. Wir müssen mit Widerspruch rechnen und auch bereit sein unsere Positionen zu überdenken. Es ist also so, dass unsere christliche Freiheit ausbuchstabiert werden muss und da machen diese zwei Sätze aus dem Monatsspruch schon einen guten Anfang. Denn sie stellen die Freiheit in ein Spannungsverhältnis: Freiheit wird mit Verantwortung verbunden für sich und andere – für die gesamte Gemeinschaft.

 

Paulus setzt zum einen auf die christliche Freiheit, zum anderen aber auch auf die Rücksichtnahme auf andere. Die ganze Gemeinde soll dabei im Blick behalten werden. „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten.“

 

Nicht allein individuelle Bedürfnisse sind der Maßstab, sondern eben auch das Zusammenleben in der Gemeinschaft. Paulus fordert auf, im Blick zu behalten, was meine Freiheit bewirkt oder auslösen kann. Denn die Freiheit ist kein Freibrief einfach drauf loszupoltern, weil alle Äußerungen eben nicht im luftleeren Raum, sondern im Zusammenleben mit anderen fallen.

 

Andererseits ist es jedoch auch so, dass ständige Rücksichtnahme Veränderung oder Entwicklung hemmen kann.

Wo liegt aber dann das Gute, von dem Paulus spricht?

 

Wenn ich das richtig verstehe, ist christliche Freiheit eine Herausforderung für jede Christin und jeden Christen sowie für die kirchliche Gemeinschaft insgesamt. Es gilt eine gute Balance zu finden, um das Individuum nicht über Gebühr zu beschränken, noch die Gemeinde, die christliche Lebensgemeinschaft zu überfordern – aber auch nicht zu unterfordern. Beide Seiten zu würdigen bedeutet, allen Beteiligten Menschenwürde zuzuerkennen.

 

In die Praxis umgesetzt heißt das: Handle respektvoll und es wird dir zum Guten dienen.

 

Pfarrer Alexander Starck